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25.01.2002
"Pierre Bourdieu est mort" Der französische Soziologe und Philosoph Bourdieu galt als führender Kopf der Globalisierungskritiker
Pierre Bourdieu mit 71 Jahren gestorben Fr. 24.01.02 - Der einer größeren Öffentlichkeit als Globalisierungsgegner bekannt gewordene französische Soziologe Pierre Bourdieu ist tot. Wie sein Verlag Les Editions du Seuil am Donnerstag mitteilte, starb der streitbare Philosoph am Mittwochabend im Alter von 71 Jahren in einem Pariser Krankenhaus an Krebs. Mit seiner Unterstützung zahlreicher Protestbewegungen und seinem Kampf gegen die "rohe und brutale Kraft engstirniger ökonomischer Interessen" hatte der Professor des renommierten College de France breiten gesellschaftlichen Einfluss gewonnen. "Die Soziologie ist ein Kampfsport", sagte Bourdieu einmal. Premierminister Lionel Jospin würdigte ihn als "bedeutende Figur" des intellektuellen Lebens Frankreich. Bourdieu habe über die wissenschaftliche Analyse zum sozialen und politischen Engagement gefunden. Bourdieu wurde am 1. August 1930 in Südwestfrankreich geboren und absolvierte eine der französischen Eliteschulen, mit deren Funktion er sich später in seinem umfangreichen Werk auseinander gesetzt hat. Er wies den Intellektuellen eine besondere Verantwortung zu und schlug die Gründung einer "Internationale der Intellektuellen" vor. 1993 gab Bourdieu den Bestseller "La misere du monde" (Das Elend der Welt) heraus, eine Analyse sozialer Missstände durch in Gesprächsform aufgezeichnete Lebensschicksale. Der Soziologe arbeitete über Kultur, Kunst, Politik und übte mit dem vielbeachteten Essay "Sur la television" Medienkritik. Auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebs mischte Bourdieu sich ein. Gemeinsam mit anderen französischen Intellektuellen initiierte er 1993 ein Manifest gegen den Rechtsextremismus und gründete ein Solidaritäts-Komitee für die von Attentaten bedrohten frankophonen Intellektuellen in Algerien. Im Streikwinter 1995 stellte sich der Soziologe demonstrativ gegen den konservativen Regierungschef Alain Juppe. In einer flammenden Rede vor streikenden Eisenbahnern im Pariser Gare de Lyon geißelte er eine "Staatsaristokratie", die sich "den Staat unter den Nagel gerissen und aus dem öffentlichen Wohl eine Privatsache gemacht" habe. Später unterstützte er den Kampf des Bauernführers Jose Bove gegen die Globalisierung. Der "Medienstar der französischen Linken jenseits von Sozialisten und Kommunisten" (Munzinger-Archiv) schlug im April 2000 die Einberufung von «Generalständen der europäischen Sozialbewegung» vor, um gegen die "neoliberale Utopie allgemeiner Deregulierung" zu kämpfen und empfahl, alle bekennenden Neoliberalen mit einem Hubschrauber über den Slums von Manhattan oder den Favelas von Rio de Janeiro abzusetzen. "Er sei überzeugt, hat er gesagt, dass sie nach zehn Tagen, wenn überhaupt, als Sozialstaat-Konvertiten zurückkämen", erinnerte der deutsche Soziologe Ulrich Beck in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Ernst-Bloch-Preises an Bourdieu im November 1997. Bourdieus polemische Stellungnahmen und öffentliche Auftritte lösten mitunter auch Unbehagen bei seinen eigenen Anhängern aus. Kritiker warfen ihm eine Tendenz zum Sektierertum vor, wie "Le Monde" schrieb. Der international renommierte Soziologe lehrte unter anderem in Princeton, Harvard und am Max-Planck-Institut in Berlin. Unter seinen zahlreichen Ehrendoktorwürden sind die der Universitäten in Frankfurt am Main und Berlin. Zu seinen Hauptwerken zählen "La distinction" (Die feinen Unterschiede, 1979), "Homo academicus" (1984) und "Meditations pascaliennes" (1997). Bourdieu hinterlässt eine Frau und drei Söhne. "Pierre Bourdieu est mort" Bourdieu, le champs du partisan Accompagnateur des mouvements sociaux, le sociologue auteur de "la Misère du monde" est mort mercredi à 71 ans. Mort d'un
sociologue de combat Des disciples et
des ennemis Bourdieu-Godard:
le choc sans bruit Une fascination
malheureuse Penseur "anti",
militant en marge Participez au
forum Que restera-t-il de Pierre Bourdieu? Annie Pourre
(Droits devant): Rony Brauman
(ancien président de MSF): Pascal Bruckner,
écrivain: Le Web
hyperbourdieusien Eléments
bibliographiques Buchtips: Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft Suhrkamp Verlag 1987 ISBN 3-518-28258-1 Pierre Bourdieu: Die verborgenen Mechanismen der Macht. VSA 1992 ISBN 3-87975-605-8 Pierre Bourdieu: Homo academicus. Suhrkamp Verlag 1992 ISBN 3-518-28602-1 Das Elend der Welt. Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft Von Pierre Bourdieu u.a. Universitätsverlag Konstanz 1997 ISBN 3-87940-568-9 Pierre Bourdieu, Paul Barets: Mobilisierung gegen den Neoliberalismus. Das Tagebuch der Streiks in Frankreich November/Dezember 1995 VSA 1997 ISBN 3-87975-922-7 Pierre Bourdieu: Über das Fernsehen. Suhrkamp Verlag 1998 ISBN 3-518-12054-9 Pierre Bourdieu: Gegenfeuer. Wortmeldungen Universitätsverlag Konstanz 1998 ISBN 3-87940-635-9 Sozialer Raum und Klassenhabitus Unter dem "Sozialen Raum" versteht Boudieu die objektiv erfaßbaren Lebensbedingungen und die daran gebundenen/darin enthaltenen Wertvorstellungen, wie sie jeder Mensch für sich selbst in seinem Lebensraum seit Beginn seiner Wahrnehmung erfährt. Ihm weist Bourdieu hohe Bedeutung zu, da er das prägende Element im Heranwachsen eines Jeden darstellt, einen "konditionierenden Effekt" ausübt. In seiner Eigenart wird der soziale Raum von Bourdieu auch als "strukturierende Struktur" bezeichnet, da die ihm inhärente Struktur durch die Konditionierung strukturierend auf das Individuum einwirkt... Mehr unter: Bourdieu im Internet: Bourdieu Forum: Bourdieu
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