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19.09.2002
Kurznachrichten | Nachrichtendienste Keine heile Kinder-Welt Mehr als eine Million Kinder von sexuellem Missbrauch und Menschenhandel betroffen Problem betrifft nicht nur die Entwicklungsländer, sondern auch Europa. UN-Kinderhilfswerks UNICEF zieht zum Weltkindertag erschütternde Bilanz.
Prostitution, Sklavenmärkte, Gewalt Do.19.09.02 - Von den Bordellen Bangkoks über die Bahnhöfe Moskaus bis hin zu den Straßenkindern Mexikos: Kinderhandel und Kinderarbeit sind auch im noch jungen 21. Jahrhundert keine Seltenheit. Laut einer kürzlich erschienen Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sind weltweit mehr als eine Million Kinder pro Jahr von sexuellem Missbrauch und Menschenhandel betroffen - keine schöne Bilanz für den Weltkindertag am kommenden Freitag. Doch das Problem betrifft nicht nur die Entwicklungsländer, sondern auch Europa. Mehr als 6.000 Minderjährige werden jedes Jahr aus osteuropäischen Ländern verschleppt - ein großer Teil davon nach Italien. Das hat eine gemeinsame Studie von Hilfsorganisationen Terre des Hommes, der Internationalen Gesellschaft Lelio Basso, Save The Children Italia und Parsec im Auftrag des italienischen Außenministeriums ergeben. Auf einem Kongress Mitte Juli - "Kinderhandel: Kleine Sklaven ohne Grenzen" - wurde ferner eine Studie des Soziologen Francesco Carchedi vorgestellt, nach der Rom beziehungsweise der Hafen Ostia "Zentrum der Sklavenmärkte" ist. Dort werden sie weiterverkauft nach Norditalien, aber auch nach Hamburg und Amsterdam. In den Großstädten werden sie dann zur Prostitution gezwungen: In Rom sind nach Angaben des Innenministeriums 250 minderjährige Prostituierte registriert, die Dunkelziffer wird auf 1.000 geschätzt. Mehr als ein Drittel der Verschleppten kommen aus Albanien. Einst kontrollierten die italienische Zuhälter die Prostitution, heute sind es oft Albaner. Sie kaufen die Kinder verarmten Familien ab oder aus den Waisenhäusern frei und bringen sie nach Italien. Mit Gewalt werden sie gefügig gemacht. Während die Mädchen sich prostituieren müssen, sollen Jungen sogar als Organspender missbraucht worden sein - eine offizielle Bestätigung dafür ist aber nirgendwo zu bekommen. Auch die Pressesprecherin von Terre des Hommes Italia, Maria Rini, hat keine Beweise: "Wir wissen lediglich durch Studien der Vereinten Nationen, dass es den Organhandel als solchen gibt. Zahlen für Italien können wir keine nennen, nicht einmal eine Dunkelziffer. Klar ist, dass der Organhandel über China läuft. Aber dieses Land hat uns bisher verweigert, unsere Studien und Forschungen dort zu betreiben." Immer wieder gibt es Meldungen über Kinderschmuggel von Albanien nach Italien. Ende August wurde in Pescara ein albanisches Ehepaar angeklagt, mehr als 36 Kinder im Alter von acht und 16 Jahren nach Italien geschmuggelt zu haben. Laut den Ermittlern sind die Eheleute, beide mit einer regulären Aufenthaltserlaubnis, von Bari nach Albanien gereist, nahmen dort drei Kinder auf und gaben diese auf der Fähre von Albanien nach Ancona als ihre eigenen aus. Von insgesamt auf diese Weise 36 eingeschmuggelten Kindern fehlt jede Spur. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Organisation aus, die den Kindern gefälschte Ausweise beschafft und sie dann weitervermittelt. Bledar Torozi, Vorsitzender der albanischen Vereinigung Vellazerimi (albanisch für Brüderlichkeit) sagt dazu: "An wen die Kinder dann weitervermittelt werden, kann man sich wohl denken. Bestimmt werden sie nicht von italienischen Familien adoptiert." Seine Organisation bietet in Italien lebenden Albanern Hilfe in rechtlichen wie bürokratischen Dingen des Alltags an. "Wir wollen die Integration der regulär hier arbeitenden und wohnenden Albanern fördern", sagt Torozi. "Menschen wie dieses Ehepaar aus Pescara sind Schuld an unserer schlechten und schwierigen Integration in die italienische Gesellschaft." Eine Integration der albanischen Einwanderer will auch Giuseppe Spedicato erreichen. Für ihn sind minderjährige Einwanderer kein Einzelfall. "Viele kommen aus der totalen Armut und suchen Arbeit", sagt der Leiter des Asylbewerberheims "Don Milani" in der Nähe von Lecce. Sein Heim beherbergt zur Zeit zwölf albanische Jungs. Dem Heim angegliedert ist eine Schreinerwerkstatt, und vor der Haustüre erstreckt sich ein weites Feld. Die Kinder sollen hier einen Beruf lernen. Von den rund 600 Minderjährigen, die im "Don Milani" gelebt haben, wurde etwa vier Fünfteln eine Lehrstelle vermittelt: "Gerade der Norden hat viel Bedarf an jungen Arbeitskräften", sagt Spedicato. "In den meisten Fällen gelingt uns sogar eine Familienzusammenführung." UNICEF fordert Gewalt gegen Kinder in Nahost zu stoppen. Do.19.09.02 - Zum Weltkindertag am 22. September hat das Kinderhilfswerk Unicef die Konfliktparteien im Nahen Osten dazu aufgerufen, Gewaltaktionen gegen Kinder und Jugendliche zu stoppen. Kinder leiden am stärksten unter der Eskalation im Nahen Osten. Seit dem Beginn der Al-Aksa-Intifada im September 2000 und den israelischen Militärschlägen wurden 395 Kinder und Jugendliche getötet, 323 von ihnen kamen aus der Westbank und dem Gazastreifen, 72 aus Israel. Mehr als 20000 Palästinenser und 4500 Israelis wurden bei Kämpfen und Anschlägen verletzt, darunter mehr als 7000 palästinensische Kinder. Nach israelischen Angaben verloren in den vergangenen zwei Jahren bei Selbstmordanschlägen mehr als 250 Menschen ihr Leben, darunter viele Kinder. Unicef fordert die Konfliktparteien auf, Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser als Friedenszonen anzuerkennen und den Einsatz von Munition gegen Kinder und Jugendliche zu ächten. Mehr unter: RAMALLAH/TEL AVIV rtr/dpa Israelische Soldaten haben in Ramallah einen neunjährigen palästinensischen Jungen erschossen. Augenzeugen berichteten, das Kind sei mitten auf der Straße von einer Kugel in den Rücken getroffen worden. Die Stadt stand zum Zeitpunkt des Vorfalls unter Ausgangssperre. Deutschland verletzt massiv die Rechte der Flüchtlingskinder Do.19.09.02 - In Deutschland werden nach Ansicht von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen die Rechte von Flüchtlingskindern massiv verletzt. "Die deutsche Regierung maßt sich an, Unterschiede zwischen inländischen und ausländischen Kindern zu machen", kritisierte Heiko Kauffmann von Pro Asyl gestern in Berlin zwei Tage vor dem Weltkindertag. Die UN-Menschenrechtskonvention mache diesen Unterschied ausdrücklich nicht. Laut Jörg Maywald von der National Coalition für die Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention können in Deutschland Flüchtlingskinder bereits vom 16. Lebensjahr an in Abschiebegefängnissen inhaftiert werden. Deutschlandweit gebe es rund 10.000 unbegleitete Flüchtlingskinder. An die nächste Bundesregierung richteten die Flüchtlingsorganisationen die Forderung, die Vorbehalte gegen die UN-Kinderrechtskonvention schnell zurückzunehmen. The State of the
World's Children: The 2002 UNICEF
Annual Report: Mi.12.06.02 Do.28.06.01: Mi.27.06.01: Kurznachrichten
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